Herrmann-Allmers-Gesellschaft e.V.

Allmers' Freunde

Neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit beschäftigte sich Allmers mit Graphik und Malerei und wirkte als Mittler und Anreger im großen Kreis seiner Freunde, zu denen neben unzähligen bildenden Künstlern - wie den jungen Worpswedern - auch Geographen wie Theodor Menke und Naturwissenschaftler wie Ernst Haeckel gehörten. Die Spur dieser Freundschaften findet sich bis heute in Allmers' Briefnachlass, der mehr als 11.000 Stücke Korrespondenz umfasst.

Daneben überliefert der archivische Nachlass eine kostbare graphische Hinterlassenschaft, bestehend aus Allmers' eigenen Zeichnungen und aus Bleistiftskizzen und Ölstudien seiner Freunde aus dem von Allmers in Rom geformten Colonna-Bund und aus dem Kreis der Allmersschen "Wahlneffen", zu denen u. a. Harro Magnussen, Erwin Küsthardt und Walter Haeckel zählten.

Allmers' engste Künstlerfreunde sind auf dem 6. Bild des sog. Marschenfieses in seinem Haus verewigt.
Ab 1864 liess Allmers den oberen Saal seines Hauses von seinem Dresdner Freund Heinrich von Dörnberg (1831-1895) in Form eines umlaufenden Frieses mit sechs Illustrationen seines Gedichtzyklus' Historische Marschenbilder dekorieren. Das sechste Bild zeigt unter dem Titel die Gegenwart der Marschen (1875, Öl/Lwd. in Grisaille, 85 x 285 cm) Wilhelm Heinrich Riehl, den Vater der wissenschaftlichen Volkskunde, der sich von Allmers' Grossknecht Christian die Speise der am Boden gelagerten Bauernfamilie erläutern lässt, daneben die drei Maler Otto Knille, Heinrich von Dörnberg und Arthur Fitger, die sich um Allmers als Cicerone gruppieren.

Zu Allmers' Künstlerfreunden gibt es einen Ausstellungskatalog unter unseren Veröffentlichungen.

 

Allmers' Denken

Bildung, Kunst, Demokratie, Heimat und Fremde

Wenn ich ... in den Städten Italiens ... die reiche Fülle edler Kunstschöpfungen anschaute, mischte sich stets ein wehmütiges Gefühl in meine Freude, ... daß in meinem Vaterlande die Kunst noch zum größten Theile reine Salonkunst ist, nur den Gebildeten und 'anständig Gekleideten' zugänglich, dem Volke aber in unnahbare Ferne gerückt, und wo sie auch öffentlich auftritt, doch nicht aus dem Volke hervorging, vom Volke recht verstanden und genossen wird. Ein ... öffentliches Kunstleben beruht aber in der Mitwirkung und im Mitgenuß Aller, zugleich aber auch in einem warmen und stolzen Heimatsgefühle... Die herrlichste Erscheinung dieses Gefühls bot einst Athen in seiner Blüthezeit. 

Dieses Zitat aus der Erstausgabe der Römischen Schlendertage bietet den Kern des Allmersschen Denkens und seiner Zwecke auf den Gebieten von Politik und Kunst. Zugleich charakterisiert es treffend die tatsächliche Lage der Dinge in Deutschland - ob nur zu jener Zeit (1869) sei dahingestellt. Als Optimist erweist sich Allmers, indem er fortfährt:

Zwar ein hellenisches Volksleben haben wir noch nicht und auch noch kein Volk für ein solches. Aber wir haben etwas Anderes, wodurch jene nothwendige Wechselwirkung zwischen Künstler und Volk zu Stande kommen könnte. Dies Mittel liegt im Geiste der Association - eben in den Vereinen, den echten Kindern unserer Zeit, und es kommt nur darauf an, daß durch die Vereine auch das außerhalb derselben stehende Volk zur Theilnahme am öffentlichen Kunstleben herbeigezogen werde.

Durch diese Überzeugung wurde Allmers - neben seinem langen Wirken im Bremer Künstlerverein und nach der Gründung ephemerer Zusammenschlüsse wie der Colonna-Gesellschaft in Rom und des Künstlerbundes 'Nordwest' in München - zu einem unermüdlichen Förderer der Volksbildung und zum Vordenker eines Heimatbegriffs, der Fremde und Fremdes nicht aus- sondern einschließt.

Er ist Gründervater zweier großer Vereine zu beiden Seiten der Weser. Der Heimatbund der Männer vom Morgenstern (gegr. 1882) mit Sitz in Bremerhaven und der Rüstringer Heimatbund (gegr. 1892) mit Sitz in Nordenham bestehen bis heute mit jeweils über 1.000 Mitgliedern.